Die Fusion der Wittenberger Stadtgymnasien - Eine Nummer zu groß?

Gegen die Stimmen der Kreistagsfraktion DIE LINKE und weniger weiterer Kreisräte wurde im Kreistag des Landkreises Wittenberg auf Vorschlag der Kreisverwaltung mehrheitlich die Fusion der beiden Stadtgymnasien in Wittenberg zu dem mit Abstand größten Gymnasium im Land beschlossen. Dazu erklären der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion und zuständige Wahlkreisabgeordnete, Thomas Lippmann, die Vorsitzende der Kreistagsfraktion, Mareen Kelle, der Vorsitzende der Stadtratsfraktion in Wittenberg, Horst Dübner und der Sprecher des Kreisvorstandes, Uwe Loos:

„Der Prüfauftrag des Kreistages aus dem Februar wurde mit einem vorgefertigten Meinungsbild erledigt. Auf dieser Grundlage wurde der Beschluss zur Fusion gefasst. Ein starrer Blick nach vorn, kein Blick zur Seite. Die Schullandschaft im Süden des Landkreises scheinbar gerettet und dafür die im Norden geopfert. Dieses Bild bestimmte die Debatte im Kreistag.

Doch die Fusion der Wittenberger Stadtgymnasien könnte sich als eine Nummer zu groß herausstellen. Es entsteht das größte Gymnasium im ganzen Bundesland. Niemand hat Erfahrungen in der Führung eines solchen Mamut-Gymnasium oder kann die Folgen abschätzen.

Es ist eine schlechte Entscheidung für die Schullandschaft im Landkreis und in der Lutherstadt Wittenberg. Dem Ziel, weniger Lehrkräfte einzusetzen, werden die Interessen der Schülerinnen und Schüler geopfert. Die Probleme, die mit diesem Mamut-Gymnasium verbunden sind, werden bald zu Tage treten, wenn es an die Umsetzung des Beschlusses geht. Von einer Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen kann dabei keine Rede sein.

Den Schulen und den Kreisräten wurden von Seiten des Landrates und seiner Verwaltung Versprechungen gemacht, um die Zustimmung zur Fusion zu erreichen. Es wird sich schnell zeigen, dass sich an den derzeitigen Standorten sehr viel mehr ändern wird als in der Debatte behauptet wurde. Es wird Klassenumbildungen geben, weil sich die Klassenstärken erhöhen werden und die Schülerinnen und Schüler werden nicht alle an ihren bisherigen Standorten verbleiben können. Nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, vor allem auch für die Lehrkräfte und die Schulleitungen werden die Belastungen erheblich ansteigen.

Außer dem Landesschulamt gibt es bei dieser Fusion keine Gewinner. Am Ende werden alle merken, was sie verloren haben. Es gab Alternativen dazu, für die es sich zu kämpfen gelohnt hätte. Doch dafür hätten der Landrat und der Kreisverwaltung mehr Mut und „Biss“ benötigt.

Um diesen Beschluss jetzt umzusetzen, sind große Kraftanstrengungen erforderlich. Sollte sich dabei zeigen, dass es der falsche Weg ist, muss die Entscheidung zurückgenommen werden, solange die Fusion noch nicht wirklich vollzogen ist.“

Magdeburg, Lutherstadt Wittenberg, 22. Juni 2023