Fusion der beiden Stadtgymnasien in der Lutherstadt muss erneut auf den Prüfstand

Thomas Lippmann (MdL)/ Wahlkreis/Gymnasien

Auf der Suche nach einer genehmigungsfähigen Planung für die Schulstandorte im Landkreis Wittenberg sollte die Fusion der beiden Stadtgymnasien Luther-Melanchton und Lucas Cranach nach den Aussagen der Kreistagsverwaltung gegenüber anderen Varianten die Lösung mit den wenigsten Eingriffen und den geringsten Veränderungen sein. Außerdem sollte dadurch eine Ausnahmegenehmigung für den Fortbestand des Paul-Gerhardt-Gymnasiums in Gräfenhainichen erkauft werden. Die Antwort der Landesregierung auf eine entsprechende kleine Anfrage (KA 8/1711) zeigt nun auf, welche Konsequenzen die Fusion tatsächlich nach sich zieht. Die verbindlich anzuwendenden Regelungen zur Klassenbildung und zur Lehrkräfteversorgung werden zu erheblichen Verlusten und Einschnitten führen und auch das Gymnasium in Gräfenhainichen ist nicht dauerhaft gesichert. Dazu erklären der Wahlkreisabgeordnete und bildungspolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Thomas Lippmann, der Vorsitzende des Kreisverbandes der Partei DIE LINKE, Uwe Loos und der Vorsitzende der Stadtratsfraktion DIE LINKE in Wittenberg, Horst Dübner:

„Die leeren Versprechungen, die allen Beteiligten – dem Kreistag, vor allem aber den Schülerinnen und Schülern, den Eltern und den Lehrkräften – in den Diskussionen und bei der Entscheidung im Kreistag gemacht wurden, werden sich ganz schnell in Luft auflösen. Die Verantwortlichen haben schlicht den geltenden Erlass zur Unterrichtsorganisation ignoriert und so die Augen vor der Realität verschlossen, nur um die Zustimmung zur Fusion zu erreichen.

Denn wenn die Fusion zum größten Gymnasium im Land Sachsen-Anhalt tatsächlich vollzogen wird, müssen entgegen den bisherigen Aussagen voraussichtlich in allen Jahrgangsstufen von Klasse 5 bis Klasse 10 jeweils mehrere Klassen umgebildet werden. Das neue Mammut-Gymnasium hätte in diesen 6 Jahrgangsstufen dann insgesamt 6 Klassen weniger als heute noch in den beiden einzelnen Gymnasien gebildet wurden. Damit würden dann auch ca. 200 Wochenstunden für den Unterricht wegfallen, was der wöchentlichen Unterrichtsverpflichtung von 8 vollbeschäftigten Lehrkräften entspricht. Hinzu kommen noch die Einsparungen in der gymnasialen Oberstufe der Klassen 11 und 12 und für die Arbeit der Schulleitung. Das sind zusammen fast 15 Prozent der bisherigen Lehrkräftearbeit an den beiden Gymnasien.

Was bei nüchterner Betrachtung längst klar war, lässt sich jetzt anhand der aktuellen Zahlen des laufenden Schuljahres genau nachweisen: Diese Fusion kennt vor Ort nur Verlierer! Die Gewinner sitzen dagegen im Landesschulamt und im Bildungsministerium, denn die sparen Lehrkräfte und eine komplette Schulleitung und somit Personalkosten von etwa 1 Mio. Euro. Die Zeche dagegen bezahlen die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte, die in noch größeren Klassen lernen und kilometerweit zwischen drei Standorten im ganzen Stadtgebiet pendeln müssen.

Und auch der Preis, der damit für den wichtigen Erhalt des Gymnasiums in Gräfenhainichen bezahlt wurde, könnte umsonst gewesen sein. Denn wenn die Schülerzahl in der 11. Klasse unter die neue Marke von 50 sinkt – und das ist in den kommenden Jahren mehrfach zu erwarten – dann können nach der neuen Verordnung zur Schulentwicklungsplanung diese Klassen nicht mehr am Standort in Gräfenhainichen eigenständig unterrichtet werden.

Die LINKE erneuert daher ihre Kritik am Fusionsbeschluss und fordert den Landrat sowie alle Kreistagsfraktionen auf, die Konsequenzen einer Fusion und die möglichen Alternativen noch einmal gründlich zu überdenken und die Schulentwicklungsplanung erneut auf die Tagesordnung des Kreistages zu setzen.“

Magdeburg, Lutherstadt Wittenberg, 13. Oktober 2023

Anlagen:
Konsequenzen aus der Fussion

Antwort kleine Anfrage Gymnasien LK Wittenberg

Unterrichtsorganisation an Gymnasien und Schulen