Quarantäne-Anordnungen an Friedrichstadt-Schule waren überzogen und un-sensibel

Thomas Lippmann (MdL) - stellv. Fraktionsvorsitzender, Bildungspolitischer Sprecher - Bildungspolitik/Wahlkreis

Ab heute ist der Quarantäne-Zeitraum für die 345 Schüler*innen der Friedrichstadt-Schule beendet. Sofern das „Freitesten“ geklappt hat und keine positiven Testergebnisse festgestellt wurden, können alle Schüler*innen nach einer Woche endlich den Unterricht wieder aufnehmen. Dazu erklärt der Wahlkreisabgeordnete, Thomas Lippmann:

„Derart umfangreiche Quarantäne-Anordnungen wegen eines einzigen positiven Test bei einer Lehrkraft dürfen sich nicht wiederholen. 345 Schüler*innen als „enge Kontaktpersonen“ einzuordnen und dazu noch ohne Rücksicht darauf, ob bereits ein vollständiger Impfschutz vorlag, in eine einwöchige Quarantäne zu schicken, war überzogen und unsensibel.

Die Abwehr der geringen Gefahr für eine Ansteckung wiegt die Nachteile für den erlittenen Verlust an Unterricht und die erneuten sozialen und psychischen Belastungen für die Kinder und Jugendlichen längst nicht mehr auf. Auch die Einsicht bei den Erziehungsberechtigten wird so verspielt – insbesondere in den Familien, in denen alle vollständig geimpft sind.

Den Kindern und Jugendlichen sind in den zurückliegenden mehr als eineinhalb Jahren schon übermäßige Belastungen zugemutet und Opfer abverlangt worden, um die Gesundheit der Erwachsenen und die ökonomische Basis der Gesellschaft zu schützen. Dies darf sich jetzt nicht mehr weiter fortsetzen. Jetzt kommt es entscheidend darauf an, dass die Schüler*innen die Schulen wieder regelmäßig besuchen können und nur dann zu Hause bleiben, wenn sie selbst nachweislich mit Corona infiziert sind.

Quarantäne für andere Schüler*innen sollte erst dann in einem engen Rahmen angeordnete werden, wenn es in einer Klasse Hinweise auf einen größeren Ausbruch der Infektion gibt, der über wenige Einzelfälle hinausgeht. Sofern ausschließlich bei Beschäftigten der Schulen Corona-Infektionen nachgewiesen werden, sollte für Schüler*innen in aller Regel gar keine Quarantäne angeordnet werden, da zwischen den Schüler*innen und Beschäftigten in der Regel die Abstände eingehalten werden können.

In einem gemeinsamen Schreiben mit den Kreisvorstand der Partei DIE LINKE wurde Landrat Tylsch gebeten, im Interesse der Schüler*innen mit den zuständigen Ärzten und Mitarbeiter*innen im Gesundheitsamt unter Beteiligung von Kinderärzten und Kinderpsychologen darüber zu beraten, inwieweit trotz weiterhin auftretender Infektionen die Anordnung von Quarantäne gegenüber den Schüler*innen in den Schulen vermieden werden kann.

Außerdem sollte sich der Landkreis gegenüber den verschiedenen Arbeitgebern der Beschäftigten an den Schulen im Landkreis nachdrücklich darum bemühen, dass der Impfstatus aller Beschäftigten in den Schulen erfasst und dem Gesundheitsamt bekannt gemacht wird. Sollten alle Beschäftigten einer Schule vollständig geimpft und/oder von einer Corona-Infektion genesen sein, dann sollten zumindest in diesen Schulen keine Quarantäneanordnungen mehr getroffen werden, auch wenn gelegentlich Infektionen auftreten.“

Magdeburg, Lutherstadt Wittenberg, 8. Oktober 2021